1994 fanden in Südafrika die ersten freien Wahlen statt, aus denen der African National Congress (ANC) als deutlich stärkste Partei und Nelson Mandela als Präsident hervorgingen. Mit diesem Machtwechsel endete für Südafrikas „nicht-weiße-Bevölkerung“ eine Ära der staatlich organisierten Unterdrückung und Entrechtung. Seitdem versucht der noch immer regierende ANC auf vielfältige Weise, das Unrecht der Vergangenheit zu korrigieren. Während mittlerweile Teile der schwarzen Bevölkerung über einen Wohlstand verfügen, der zuvor unerreichbar erschien, wächst die Arbeitslosigkeit kontinuierlich und wandern zahlreiche Südafrikaner aus. Diese Veranstaltung wird nicht nur Erklärungen für diese Entwicklung liefern, sondern neben Politik und Wirtschaft auch die vielfältige Kultur des Landes vermitteln.

 

Es diskutieren u.a:

* Harald Ganns, Botschafter a.D. in Pretoria,
* Prof. Sigmar Schmidt, Universität Koblenz-Landau
* Rainer Erkens, ehemaliger Regionalbüroleiter der FNSt in Johannesburg
* Dr. Peter Schmitz, med. Leiter, Malteser International
* Vusi Mweli, Generalkonsultat der Republik Südafrika München
* Prof. Dr. Peter Waller, eh. stv. Geschäftsführer des DIE
* Gottfried Wellmer, freier Journalist

Datum: 18. - 20. August 2006
Tagungsort: Theodor-Heuss-Akademie, Theodor-Heuss-Straße 26, 51645 Gummersbach (Niederseßmar), Internet: www.tha.fnst.org

Anmeldung

Programm & Anmeldung (PDF): Hier.
Anfahrtsskizze Theodor-Heuss-Akademie (PDF): Hier.

Weitere Informationen erhalten Sie unter der folgenden Anschrift:
Andrea Molitor
Tel.: 02261/ 3002-121
Fax: 02261/3002-135
Email: Andrea.Molitor@fnst.org

Und auf den Internetseiten der Theodor-Heuss-Akademie (hier).

Wir freuen uns auf aktuelle und interessante Diskussionen.
Mit herzlichen Grüßen,


Wolf-Christian Paes
Initiative Südliches Afrika (INISA) e.V.
www.inisa.de
Email: paes@inisa.de

Das Programm finden Sie hier.

 

Ein Seminarbericht

 

Vom 18. bis zum 20. August 2006 stand die Entwicklung der „Regenbogennation“ Südafrika im Mittelpunkt eines Politisch-Kulturellen Wochenendes in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach. Die Veranstaltung fand wie bereits in den Vorjahren in Zusammenarbeit mit der Initiative Südliches Afrika (INISA) e.V. in Bonn statt.

Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ende des Apartheid Regimes und der weißen Vorherrschaft am Kap bestand das zentrale Anliegen der 40 Seminarteilnehmer darin, das „neue Südafrika“ in seinen vielen politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Facetten kennen zu lernen. Dabei bot die liberale Akademie ein Forum für ein durchaus breites Meinungsspektrum, was von den Gästen einhellig begrüßt wurde.

Die unterschiedlichen Positionen wurden bereits in den Eröffnungsbeiträgen deutlich. So stellte der langjährige Leiter des Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung in Südafrika, Rainer Erkens, in seinem Vortrag die Kritik an den antidemokratischen Tendenzen innerhalb der Regierungspartei African National Congress (ANC) in den Mittelpunkt und unterstrich die Bedeutung der liberalen Oppositionspartei Democratic Alliance (DA) als parlamentarisches Korrektiv. Demgegenüber betonte der ehemalige Afrikabeauftragte der Bundesregierung, Harald Ganns, die historische Leistung der ANC-Führung, den Übergang vom Apartheidstaat zu einem demokratischen Vielvölkerstaat gestaltet zu haben. Ganns, der als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland den Wandel am Kap selbst direkt miterlebt hat, sah keine grundlegenden Gefahren für die politische Entwicklung, sondern betonte das Potential Südafrikas als Stabilitätsanker auf dem afrikanischen Kontinent.

Die südafrikanische Außenpolitik seit 1994 stand im Mittelpunkt des Vortrags „Hegemon, Handelsstaat oder Zivilmacht?“ von Prof. Dr. Sigmar Schmidt (Universität Koblenz-Landau). Schmidt, der bis vor kurzem die Willy-Brandt-Professur des DAAD in Südafrika inne hatte, betonte dass die südafrikanische Regierung auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ende der Apartheid noch auf der Suche nach einem klaren außenpolitischen Profil ist. Nach diesem Exkurs in die internationale Politik ging Dr. Peter Schmitz von Malteser International in Köln auf die Gefahren der AIDS-Pandemie im Südlichen Afrika ein und diskutierte Präventions- und Behandlungsstrategien.

Die südafrikanische Wirtschaftspolitik und die Frage, welchen Beitrag sie zur Armutsminderung leistet, bildete einen weiteren Schwerpunkt des Seminars. Nach einem Einführungsreferat durch Vusi Mweli vom südafrikanischen Generalkonsulat in München diskutierten der Entwicklungsforscher Prof. Dr. Peter Waller und der Afrikajournalist Gottfried Wellmer kontrovers mit den Teilnehmern die „richtige“ Wirtschaftsstrategie für Südafrika. Während Mweli und Waller die Erfolge der marktwirtschaftlichen Reformen der Regierung in Pretoria betonten, bezweifelte Wellmer, ob diese Politik wirklich einen Beitrag zur Verminderung der Armut leiste. Er hob dagegen den anhaltenden Verlust von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen hervor und ihren teilweisen Ersatz durch ungesicherte Arbeitsverhältnisse im informellen Sektor.

Weniger kontrovers, aber nicht minder anregend waren die kulturellen Schwerpunkte des Wochenendes. Einen Schwerpunkt bildete hier die Musik von Mama Afrika am Samstagabend, die einen Einblick in die Lebensfreude und das reiche kulturelle Erbe des Kontinents gab. Dieses Thema wurde auch im Rahmen einer Themengruppe „Musik aus Südafrika“ unter der Leitung von Harald Ganns sowie durch eine Filmvorführung vertieft, während die Küche der Theodor-Heuss-Akademie ebenfalls afrikanische Akzente setzte.
Am Rande des Seminars stellte die Stipendiateninitiative „Lebenschancen für Malawi“ ihre Arbeit vor und warb erfolgreich unter den Teilnehmern für Unterstützung.

Bonn, den 11.09.06
Wolf-Christian Paes, INISA